Chico und die Lotto-Millionen

Der Lottogewinn von Kürsat Yildrim, alias „Chico“, geht 2022 durch die Schlagzeilen: Fast zehn Millionen Euro auf einen Schlag! Für den einstigen Kranführer aus Dortmund bedeutet das eine völlig neue Freiheit – und neue Möglichkeiten. Die Lust auf Luxus lebt er aus mit teuren Autos, Reisen und Designermode. Doch nun zieht der Millionär die Bremse und trennt sich von einem Statussymbol, das für viele unantastbar wäre: seinem Ferrari. Warum hat er das getan? Die Gerüchteküche brodelt: ist Chico etwa pleite?

Für Aufklärung sorgt ein Interview mit der Bild-Zeitung. Chico erklärt dort, er habe den Sportwagen verkauft, um einen Kredit abzubezahlen, den er für Immobilieninvestitionen aufgenommen hat. Mit dem Erlös möchte er sich von der Schuldenlast befreien. „Schulden sind nicht mein Ding,“ erklärte er gegenüber der „Bild“.

Dieser Schritt ist psychologisch nachvollziehbar: Viele Menschen fühlen sich wohler, wenn sie schuldenfrei sind – besonders, wenn sie es sich leisten können. Doch rein aus finanzieller Sicht wäre es nicht unbedingt nötig gewesen, die Hypothek so schnell abzulösen. Warum?

In der heutigen Finanzwelt kann es klug sein, Kredite zur Finanzierung zu nutzen und das eigene Kapital parallel dazu für sich arbeiten zu lassen. Mit gezielten Investitionen hätte Chico seine Millionengewinne weiter vermehren können. Möglichkeiten gibt es viele:

• Aktien und ETFs bieten langfristig eine solide Rendite und sind durch Diversifikation relativ sicher. 
• Dividendenaktien können ein zusätzliches Einkommen generieren, das zur Tilgung eines Kredits beitragen könnte. 
• Rohstoffe wie Gold oder Silber bieten Schutz gegen Inflation und bringen Stabilität ins Portfolio. 
• Erneuerbare Energien und nachhaltige Investments gewinnen zunehmend an Bedeutung und bieten langfristig attraktive Erträge. 

Diese Optionen könnten langfristig eine höhere Rendite abwerfen als die Zinsen für den Kredit, besonders in Zeiten niedriger Hypothekenzinsen. Dennoch entscheidet sich Chico für die Sicherheit und den schuldenfreien Zustand. Diese Entscheidung zeigt, dass selbst bei einer rein finanziellen Abwägung die persönliche Einstellung zu Schulden eine große Rolle spielt – ein Faktor, der emotional nicht zu unterschätzen ist. Für viele bedeutet das schuldenfreie Leben eben auch Freiheit und innere Ruhe. 

Obwohl es finanziell sinnvoll sein kann, das Kapital anzulegen und den Kredit bestehen zu lassen, ist Chicos Entscheidung verständlich. Er hat für sich einen Mittelweg gefunden: ein stabiles Fundament durch Immobilienbesitz und die Sicherheit eines schuldenfreien Lebens, auf das er stolz sein kann. Eine Lektion, die zeigt, dass finanzielle Freiheit mehr ist als nur eine Zahl auf dem Konto – es ist auch eine Frage des Wohlbefindens.

Chicos Vergangenheit: Abhängigkeiten und Gefängnis

Chicos Vergangenheit ist geprägt von Drogendelikten und Alkohol, zweimal war er bereits im Gefängnis. Er bestiehlt unter anderem seine eigenen Familienmitglieder, um seine Suchten zu finanzieren. Angezeigt wird er wegen Diebstahls letztlich von seinem eigenen Vater, der sich einredet, sein Sohn sei im Gefängnis am besten aufgehoben. Dort nämlich habe er wenigstens keine Möglichkeit, sich mit schädigenden Substanzen zu zerstören. Eine Verzweiflungstat des Vaters. Chico selbst sagt über seine Vergangenheit: „Ich komme nicht von unten, ich komme von minus minus minus unten."

Der Lottogewinn, welcher alles verändert hat

Der Lottogewinn hat laut Chicos eigenen Angaben seine Situation entscheidend verändert. Seit der Gewinnauszahlung hat er sowohl den Alkohol- als auch den Drogenkonsum eingestellt. Drei Monate nach der Gewinnauszahlung wendet sich der Lottomillionär an den versierten Steuerberater Stilianos Brusenbach in Dortmund, um sich über die Verwendung der noch verbliebenen Mittel beraten zu lassen. Eine Bestandsaufnahme ergibt, dass Chico in dieser kurzen Zeit bereits rund vier Millionen Euro ausgegeben hat. Investiert hat er in teure Designerkleidung, luxuriöse Herrenhandtaschen und Sonnenbrillen, Luxusuhren und Schmuck. Seine teuersten Anschaffungen waren ein Ferrari Sammlerauto für 750.000 Euro sowie ein Porsche für 300.000 Euro, welchen er als Alltagswagen nutzt.

Chico: Lottomillionär mit Herz

Doch es geht Chico nicht nur um den eigenen Luxus. Er zahlt Gelder, die er sich von Angehörigen und Bekannten geliehen hatte, zurück. Obdachlose unterstützt er mit großzügigen Sachspenden in Form von warmer Winterbekleidung und Decken sowie in Einzelfällen mit finanziellen Zuwendungen. Den Erdbebenopfern in der Türkei sendete er einen LKW mit Hilfsgütern. Einem Freund, welcher ihm in der Vergangenheit geholfen hatte und nun aus Syrien flüchten musste, hat Chico nun ein Flugticket zu seiner Familie geschenkt, welche dieser seit 11 Jahren nicht gesehen hat.

Der Steuerberater Brusenbach sieht die bisherigen Entwicklungen als positive erste Schritte an. Er findet für die Investitionen seines Klienten in Sachwerte wie Autos und Luxusartikel mit bleibendem Wert lobende Worte. In inflationären Zeiten nämlich sei es besonders wichtig, in Sachwerte zu investieren, um große Wertverluste im Vermögensbestand zu vermeiden. Er rät zur Investition in Immobilien und zu einer diversifizierten Anlagestruktur in Form einer Holding. Kürsat Yildirim betritt mit derartigen Schritten ein völlig unbekanntes Terrain und man kann nur hoffen, dass er hier durch seinen Berater gut an die Hand genommen wird.

Stilianos Brusenbach sieht in Chicos Taktik, sich als Marke zu positionieren, indem er seine Situation öffentlich publik macht. Eine große Chance. Zwar gibt es Mahner, welche zurecht davor warnen, dass Chico damit etliche Bittsteller und falsche Freunde anlockt. Brusenbach ist jedoch der Auffassung, Yildirim könne seinen Bekanntheitsgrad geschickt nutzen, um damit Geld zu machen und seinen Vermögensbestand weiter auszubauen. Es bleibt spannend, inwieweit es der Lottomillionär schaffen wird, sein Vermögen mit geschickten Anlagetaktiken zu erhalten.

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